Fahrradputz- und Pflegemittel für den Frühjahrscheck

Das wird an Putz- und Pflegemitteln benötigt: Fahrradreiniger, warmes Wasser mit Spüli, Bürsten, Pinsel, Schwamm, Silikonspray, Kettenöl. Der F100-Fahrradreiniger und das Dynamic Kettenöl haben in den Tests der Fachzeitungen ziemlich gut abgeschnitten.

Locken die ersten Sonnenstrahlen, werden im Frühling die Fahrräder aus den Kellern geholt. Oft in dem Zustand, in dem sie im letzten Herbst eingemottet wurden. Hartgesottene Radler sind vielleicht auch im Winter gefahren. Nun ist die richtige Zeit, das Rad selbst auf Vordermann zu bringen: Optisch als auch technisch. Am besten machen Sie das selbst, denn die Werkstätten der Fahrradhändler haben im Frühling oft kaum noch Termine frei. Außerdem macht ein Fahrrad-Check Spaß und dauert nur ein bis zwei Stunden. Zunächst wird das Fahrrad erstmal gründlich gereinigt.

 

Fahrrad reinigen

Das Fahrrad wird von oben bis unten mit Fahrradreiniger eingesprüht

Das Fahrrad wird komplett mit Fahrradreiniger eingesprüht

Dazu wird das ganze Rad wird mit einem guten Fahrradreiniger im Schatten eingesprüht. Die Einwirkungszeit richtet sich nach der Herstellerangabe. Das Mittel darf nicht antrocknen! Zur Not geht es auch mit Geschirreiniger (Spüli etc.) und warmem Wasser. Nach der Einwirkzeit von ein paar Minuten bis zu einer halben Stunde wird das gesamte Fahrrad mit einem Microfaser-Tuch oder einem Auto-Schwamm und einer Bürste für die kleineren technischen Teile abgeschruppt. In einem zweiten Durchgang wird der Dreck dann großzügig mit Wasser und und einem Tropfen Geschirrspülmittel abgewaschen bzw. nochmals abgebürstet.

 

 

Besonders schmutzige Stellen werden extra abgebürstet

Besonders schmutzige Stellen werden extra abgebürstet

Der Trick ist ähnlich wie beim Auto: Viel warmes Wasser großzügig aufgetragen schont den Lack des Rahmens und der Kunststoffteile. Zu wenig Wasser macht Kratzer. Ein Hochdruckreiniger ist nur etwas für echte Pflege-Experten und hat am Fahrrad eigentlich gar nichts zu suchen: Laien drücken damit gern Wasser in die Lager, in die Felgen, in den Rahmen. Es kommt nie wieder heraus, sondern sorgt später für massive Korrosion an delikaten Stellen. Lassen Sie die Kärchertricks und machen lieber eine ordentliche Handwäsche mit Schwamm und Bürste ohne Wasserdruck, außer Sie sind wirklich Experte.

 

Das Fahrrad wird mit einer Bürste und warmem Wasser mit Geschirrspülmittel abgewaschen

Zweite Runde mit Spülwasser: So geht der Dreck schonend weg.

Hat das Rad eine Kettenschaltung, müssen auch das Ritzelpaket, der Umwerfer vorn, hinten sowie der Zahnkranz und natürlich auch die Kette sorgfältig mit einer Bürste oder einem Pinsel von Fettkrumen befreit werden. Hier hilft ein spezieller Kettenreiniger, der allerdings auch das benötigte Schmiermittel aus der Kette spült. Diese Arbeit macht weniger Spaß, ist aber sinnvoll. Ein Rund- oder Flachpinsel bewirken an schwierigen, verschmutzen Stellen Wunder. Zuletzt wird das Rad mit einem Microfasertuch trocken gewischt. Den Rest besorgt der Wind und etwas Frühlingssonne. Wir blicken zum Schluss auf ein sauberes, aber eher mattes Fahrrad. Empfindliche Mattlacke wie an diesem Stevens-Bike dürfen nicht weiter behandelt werden, da der Matteffekt sonst scheckig wird.

 

 

 

 

Die Bowdenzüge werden geölt

Bowdenzugpflege mit Silikonspray

Fahrrad Korrosionsschutz und Schmierung

Sobald das Rad trocken ist, können Wachse, Korrosionsschutzmittel und Öle aufgetragen werden. Sie sorgen für den Glanz auf den Teilen und schützen vor Korrosion (nicht bei matten Lackierungen). Die Kette sollte nach der Nasswäsche natürlich frisch eingeölt werden, da sie sonst gern zu rosten anfängt. Achtung: Auch Aluminiumteile fangen z.B. durch Streusalz nach dem Winter gern an zu gammeln. Deshalb ist ein Korrosionsschutz wie ein Schutzwachs oder etwas „Autopolitur“ am Fahrrad nach der Grundreinigung empfehlenswert. Kunststoffteile wie Schutzbleche oder der Kettenschutz freuen sich über ein Auffrischungsmittel aus dem Autozubehör, können aber grundsätzlich eher vernachlässigt werden. Ein Augenmerk sollte unbedingt noch auf die Bowdenzüge fallen: Ein Schuss Silikonspray in Brems- und Schaltungszügen sorgt für eine leichtgängige, präsize Mechanik. Silikonspray verdrängt Wasser und hat ein sehr hohes Kriechvermögen, schmiert aber nicht solange wie ein Tropfen Öl. Sollte also öfter angewendet werden.

Kettenpflege

Saubere Shimano Nexus Hinterradnabe

Eine saubere Hinterradnabe und eine noch sehr schmutzige Fahrradkette

Der Zustand der Kette hat einen direkten Einfluss auf die eingesetzte Antriebsenergie. Eine schmutzige Fahrradkette  wird ohne Hilfsmittel einfach so lange durch ein leicht öliges Tuch gezogen, bis sie sauber aussieht. Wenn der Dreck ab ist, sollte sie mit einem gutem Kettenöl eingeölt werden. Sparfüchse nutzen dazu einfach preiswertes Getriebeöl für Motorräder  bzw. Roller- Automatik-Getriebe aus dem Baumarkt. Das funktioniert ganz gut. Schwierige, stark korrodierte oder rostige Fahrradketten kann man eine Nacht in Diesel einlegen. Dadurch werden leider auch sämtliche Schmierstoffe ausgewaschen. Danach sehen Ketten zwar aus wie neu, sind aber trotzdem oft mechanisch verschlissen, weil sie sich im Fahrbetrieb gelängt haben. Deshalb vor einem ausgiebigen Reinigunsprozess mit einer Kettenlehre oder einem Messschieber überprüfen.

 

Der Kettenverschleiß wird mit einer Kettenlehre gemessen. Liegt diese auf der Kette auf, ist die Kette verschlissen und muss ersetzt werden.

Preiswerte Kettenlehre im Einsatz

Eine Kettenlehre für ein paar Euro gibt klare Auskunft über den Zustand der Kette. Die Anschaffung lohnt sich für alle Fahrrad-Vielfahrer, um den Verschleißzustand in Form von Längung exakt zu bestimmen. Ist die Kette verschlissen, nutzen sich dann auch unweigerlich die Ritzelpakete bzw. der Zahnkranz ab. Und dann wird es teuer. Deshalb tauscht man im Zweifel immer erst die Kette aus und danach die Zahnräder. Normalerweise kommen zwei bis vier Ketten auf einen Zahnkranz bzw. auf ein Ritzelpaket. Bei Nabenschaltungen können die Zahnräder viel weiter an die Verschleißgrenze gefahren werden, da die Kettenpräzision nicht direkt in den Schaltungsprozess eingreift. Im Laufe der Jahre habe ich aber gelernt, dass auch diese Strategie eher theoretischer Natur ist. Wer frühzeitig eine leicht verschlissene Kette tauscht, fährt insgesamt einfach besser: Leichter, präzisier und letzen Endes auch billiger. Den wenigsten Radler-Innen ist bewusst, dass im Normalfall alle 2.000 bis 5.000 Kilometer eine neue Kette fällig ist. Wer schmutzig MTB im Gelände oder durch den Winter fährt, sollte die Kette teilweise sogar schon alle 500 – bis 1.500 Kilometer wechseln, ohne das die Zahnräder übermäßig verschleissen. Ein wichtiger Faktor ist auch die Philosphie der Kettenschmierung: Weniger Öl zieht auch weniger Dreck an. Zu wenig Öl ist allerdings auch schlecht. Beim kleinsten Zwitschergeräusch sollte nachgeschmiert werden. Danach sofort eine Runde um den Block fahren und das überschüssige Öl mit einem Tuch abwischen. Ersatzketten kauft man sehr günstig im Spätsommer/Herbst und legt sie sich dann ins Regal, bis kurz bevor die Kettenverschleisslehre auf der Kette aufliegt. Unabhängig davon ist nach dem Winter immer ein besonders guter Zeitpunkt, die Kette zu wechseln – insbesondere wenn bei feucht-salzige Witterung gefahren wurde.

Wenn es bei der Kettenschaltung beim Schaltvorgang knackt und nicht geschmeidig läuft, genügt oft ein kleiner Dreh an der Bowdenzugvorspannung. Über den Winter setzen sich die Bowdenzüge manchmal etwas, bzw. bei frühlinghaften Temperaturen werden sie etwas länger und müssen geringfügig nachgespannt werden. Keine Angst davor, hier ist eine einfache Anleitung zum Kettenschaltung einstellen.

 

Reifen und Luftdruck kontrollieren

Reifendruck prüfen

Der Reifendruck muss nach längerer Standzeit kontrolliert werden – fast immer fehlt Luft

Ostern wechsle ich seit Jahren am Fahrrad immer von auf Winter- auf Sommerreifen um. Dabei kontrolliere ich die Reifen auf altersbedingte Risse in der Flanke und eingefahrene Fremdkörper auf der Lauffläche, die unbedingt entfernt werden müssen. Beide Schläuche sollten noch ein zuverlässiges Gesamtbild abgeben, sonst ist der nächste platte Reifen vorprogrammiert. Achtung: Schläuche am gesäuberten, nassen Rad nicht nass-feucht einbauen, sie werden im Reifen unter Luftabschluss dann schneller porös.

Halb aufgepumpte Reifen erzeugen ein äußerst kräftezehrendes Trittgefühl am Rad. Der Reifendruck hat einen immensen Faktor auf das direkte Empfinden, ob ein Rad leicht läuft oder nicht. Schlaue Radler-Innen fahren daher eigentlich nie unter 4 Bar Reifendruck, außer am MTB im Gelände, wo es teilweise Sinn macht, den Luftdruck von Breitreifen zur Steigerung des Komforts abzusenken. Abgesehen davon: Die Reifen werden am Tourenrad normalerweise auf 3,5-4 Bar aufgepumpt, wenn Sie wenig Walking-Energie verschenken wollen. Am Rennrad auf 5-7 Bar oder noch mehr, am MTB je nach Gelände auf 1-3 Bar. Der korrekte Luftdruck eines Fahrradreifens ergibt sich aus Reifenbreite, Systemgewicht, Fahrbahnoberfläche, Felgenbreite, Luftdruck usw. Der erlaubte Maximaldruck steht außen auf der Reifenflanke. Die Profilgestaltung, das Reifen- und Felgengewicht, der Luftdruck usw. sind nach wie vor “der größte Tuningfaktor am Fahrrad”, weil bei den Laufrädern z.B. zusätzlich hohe Kreiselkräfte auftreten. Das Massenträgheitsmoment beim Rotieren hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Beschleunigung der Räder. Hier zählt jedes Gramm x-fach! Also zum Saisonstart im Frühling zumindest richtig aufpumpen. Wer leichter Radfahren möchte, investiert zusätzlich in leichte Reifen mit wenig Profil. Nach dem Winter haben dünne Fahrradschläuche im Gegensatz zu PKWs so gut wie immer ziemlich viel Luft verloren, auch wenn sie nur rumstanden.

 

 

Bremsen kontrollieren, nachstellen und Bremsbeläge wechseln

Verschlissener und neuer Bremsschuh für Shimano V-Brake im Vergleich

Fast verschlissener und neuer Bremsschuh für Shimano V-Brake im Vergleich

Verschlissene, verölte oder alte Bremsbeläge müssen am Fahrrad zeitnah ersetzt werden, sonst wird es gefährlich, egal ob V-Brakes, Cantilever-, Seilzug-, Hydraulik- oder Scheibenbremsen. Man erkennt Probleme normalerweise daran, dass die Bremshebel gefährlich nah an den Lenker gezogen werden können, bis sie schließlich völlig wirkungslos werden. Mit den Bowdenzugschrauben im Bremshebel können die Bremsen im Verschleißrahmen sauber nachgestellt werden. Dieser Schritt ist sehr wichtig, um eine gute Bremse in Gefahrensituationen zu haben. Sie rettet einem sprichwörtlich den Arsch! Dazu müssen die Bowdenzüge natürlich leichtgängig sein.

 

Bowdenzüge mit Silikonspray ölen

Silikonspray in die Bowdenzüge sprühen

Mein Tipp: Statt Öl ein Silikonspray für die Bowdenzüge nehmen und alle Eintrittsflächen des Innenzugs mit dem Bowdenaußenzug einsprühen. Einen Lappen drum halten, da sonst alles mit Silikonspray eingenebelt – und rutschig wird. Wenn bei einem Bowdenzug auch nur ein einziger kleiner, einzelner Draht gerissen ist, muss der Bowdenzug komplett gewechselt werden. Die Felgenflanken können bei der Montage von neuen Bremsbelägen zusätzlich mit einem Bremsenreiniger aus dem KFZ-Handel auf einem Lappen gesäubert werden. Alufelgen erzeugen beim Bremsen einen schwarzen, schmierigen Abrieb, der entfernt werden sollte.

 

Bremsbelagtausch an V-Brake

Neue Bremsbeläge an meiner V-Brake

Achtung: Scheibenbremsbeläge und Bremsscheiben dürfen auf keinen Fall mit Ölen oder Silikonspray in Verbindung kommen, sonst versagen sie! Gute Fahrradbremsen verfügen über eine sehr gute Brems-Modulation: Sprich eindeutig spürbare Bremskraft bis zum Blockieren des Hinterrads bzw. bis zum Überschlag durch eine bissige Vorderradbremse. Bei allen Vor- und Nachteilen der verschiedenen Fahrradbremsen, hier habt Ihr Euer Leben direkt in der Hand! Unwissende gehen damit besser zu einer Fahrradwerkstatt. Kompromisse bei Bremsen sind generell eine ganz schlechte Entscheidung. Hier ein Link zum Einstellen bzw. zum Bremsbelagwechsel bei Scheibenbremsen.

 

 

 

Lichtanlage checken

Fahrrad-Beleuchtung kontrollieren

Bei diesem Rücklicht waren die Akkus leer

Die Lichtanlage muss natürlich auch in den Sommermonaten zuverlässig funktionieren. Ich habe im Sommer allerdings immer die Hälfte meiner Akku-Lampen demontiert, um Gewicht zu sparen. Bei fester Dynamomontage müssen Vorder- und Rücklicht einmal überprüft werden. Korrodierte Kabel werden ausgetauscht, gammelige Steck- oder Kabelverbindungen werden mit Kupferpaste einbalsamiert und so für Jahre dauerhaft vor Korrosion geschützt. Die LED-Leuchten selbst benötigen keine Pflege außer einem sauberen Glas. Hakelige Schalter können mit einem kleinen Schuss Silikonspray gepflegt werden.

 

 

Schaltung kontrollieren, einstellen und pflegen

Die völlig verdreckte Hinterradnabe samt ungepflegter Kette

Die verdreckte Hinterradnabe samt ungepflegter Kette vor dem Check

Im Winter verkürzen sich die Bowdenzüge der Schaltungskomponenten durch die Kälte und schalten sich im Sommer danach oft unpräzise, weil sie sich etwas gedehnt haben. Normalerweise hält sich die Länge der Bowdenzüge durch die Temperatur-Schwankungen im Rahmen. Allerdings kann es nach ein paar Jahren passieren, dass z.B. eine Nexus-Nabenschaltung oder eine Kettenschaltung einfach mal sauber neu eingestellt werden muss. Dabei sind die Bowdenzüge vorher wieder mit Silikonspray zu behandeln. Zusätzlich sollte eine Nexus-Nabenschaltung bei häufigen Regenfahrten oder nach dem Winter einmal im Jahr ausgebaut- und in ein Ölbad getaucht werden. Das gilt für Shimano Nexus und die Alfine 8-Gang-Nabe. Bei der Alfine 11-Gang-Schaltung wird der Ölwechsel bei eingebauter Nabe vollzogen. Die Fachhändler reiben sich die Hände, dabei kann man das mit etwas Schrauber-Kenntnis auch selbst machen. Ein Öltauchbad der Shimano Nexus-Nabe ist beim Fahrradhändler fast so teuer wie der Ölwechsel eines Kleinwagens in der Werkstatt. Hier eine Anleitung für ein Öltauchbad in Eigenregie.

 

Die Sattelstange

Wird ein Fahrrad häufig im Winter bewegt, so gelangt durch die Kapillarwirkung Spritzwasser zwischen Sattelstange und den Rahmen, selbst wenn es nur ein Tropfen ist. Prinzipiell dauert es Jahre, bis hier etwas durchrostet wie in den 70er Jahren, aber: Die heutigen Räder haben oft einen Aluminiumrahmen, mit einer Alu-Sattelstütze. Beide Komponenten sind punktuell verspannt und korrodieren gern durch eingedrungendes Wasser. Der Rahmen knarzt dann plötzlich bei Treten. Das Knarzgeräusch verschwindet wieder, wenn die Sattelstange ausgebaut- und leicht eingefettet wieder eingebaut wird. Bei Carbonrahmen nutzt man dazu eine geeignete Montagepaste anstatt Fett.

 

Naben / Tretlager / Pedallager / Lenkkopflager

Eine völlig verdreckte Vorderradgabel

Ein Lenkkopflager mit dem Dreck des letzten Herbstes

Im Turnus von ein paar Jahren müssen die Fahrrad-Hauptlager nachgeschmiert bzw. nachgestellt oder ausgetauscht werden. Die höchste Beanspruchung beim Fahrrad geht ins Tretlager, gefolgt vom Lenkkopflager. Während sich das Lenkkopflager noch relativ einfach über die Ahead-Schraube nachstellen und auch nachfetten lässt, wird es bei beim Patronenlager des Tretlagers schwieriger: Hier braucht man Spezialwerkzeug.

Für die Radlager gilt nach meinen Erfahrungen: Lieber erst dann nachfetten, wenn sie sich schlechter drehen. Die Konen der Radlager sind genau aufeinander eingelaufen, jede Demontage zerstört den exakten Sitz dieser Präzisionsteile. Eingelaufene Lager dürfen nach der Demontage daher z.B. nicht seitenverkehrt zusammengebaut werden. Das Nachfetten von Lenkkopflagern, Pedal- und Tretlagern kann sich nach dem Winter bzw. nach einigen Jahren Nutzungsdauer allerdings schon positiv bemerkbar machen. So habe ich z.B. mal ein fast schon defektes, stark korrodiertes Lenkkopflager mit leichtem Rasteffekt nach 13 Jahren Dauereinsatz vor dem Schrott gerettet, indem ich es verdreht eingebaut- und neu abgeschmiert habe. 

 

Gummiteile & Kunststoffe pflegen

Nachdem alle mechanischen und elektrischen Metallteile am Fahrrad geschmiert, und gegen Korrosion geschützt wurden, geht es nun an die Lack- und Kunststoffpflege. Der Fahrradrahmen freut sich über etwas Schutzwachs bzw. Autopolitur (nicht bei matten Lackierungen anwenden). Alle Kunststoffteile reagieren auf ein Kunststoffpflegespray hoch erfreut in Form von seidenmattem Glanz. Sattel, Griffe und Pedale dürfen damit nicht eingesprüht werden, da die Flächen durch die Nanopartikel extrem glatt werden. Echte Gummiteile freuen sich übrigens immer über etwas Glycerin oder Vaseline, sind am Fahrrad aber selten geworden. Beide Weichmacher können Gummi und weiche Kunststoffteile über Jahre vor Versprödung schützen und sind in Drogerien preiswert zu kaufen (in Apotheken dagegen teuer). Bei allen Behandlungen des Sattels daran denken: Wird dieser durch ein Kunststoffpflegespray aalglatt, wirds richtig ungemütlich beim radeln! Das beliebte “Armor-All-Kunststoffspray” hat auf Sätteln wie auf Motorradsitzbänken absolut nichts verloren – auch wenns schön aufgefrischt aussieht.

Tipp: Oldtimerfans schwören z.B. auf das Eincremen mit normaler Sonnencreme als Balsam für weichere Kunststoff- und Gummiteile. Augenmaß und eine gewisse Erfahrung ist hier natürlich angebracht. Wer z.B. mit einer Autopolitur über raue Oberlächen wischt, bekommt das kaum jemals wieder ab…

 

Fahrrad Frühjahrs-Check: Vorher-Nachher Bilder

Zum Schluss noch eine Probefahrt

Eine Fahrt um den Block mit dem frisch gewartetem Drahtesel gibt Gewissheit: Beide Laufräder drehen frei und schleifen nicht an den Bremsen. Das Rad rollt geradeaus und lässt sich freihändig fahren (sonst ist das Lenkkopflager defekt). Die eingestellten Bremsen lassen sich leichtgängig und wohldosiert bis giftig betätigen. Alle Bowdenzüge sind leichtgängig und die Schaltung klickt sich sauber von Gang zu Gang hoch und runter. Der Rahmen macht keine Knarzgeräusche. Die Beleuchtung funktioniert einwandfrei, die Kette ist halbwegs sauber abgeschmiert und die Reifen haben den richtigen Luftdruck. Das Fahrgefühl ähnelt nun nicht selten einem einem fast neuen Fahrrad! Im Gegensatz zum Auto kann eine Fahrradinspektion jeder, der handwerklich etwas begabt ist selbst machen…

 

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